Was haben Adam Blake, Barbara Gordon, Rex Libris und Xi’an Coy Manh gemein? Sie alle sind Charaktere aus unterschiedlichen Comic-Universen. Während Adam Blake (Captain Comet) und Barbara Gordon (zunächst Batgirl, später dann Oracle) dem DC-Universum entstammen, hält Xi’an Coy Manh (als Karma von den X-Men) die Marvel-Fahnen hoch. Rex Libris wiederum gehört dem amerikanischen Independent Comicbuch-Verlag Slave Labor Graphics (SLG) aus San Jose in Kalifornien an. Sie alle eint ihre Profession. Denn sie sind Bibliothekar*innen!
Die diesem Blog-Beitrag zugrunde liegende Idee geht ja auf eine Folie für ein Kahoot!-Quiz im Rahmen des Boys‘Day zurück. Eine vage Idee zu einem Superhelden-Blogbeitrag war zwar durchaus auch vorher bereits vorhanden, doch erst die besagte Folie brachte die gewünschte Verknüpfung zum Thema. Quasi wie auf Bestellung zeigt sie einen Teaching Librarian im Superman-Kostüm. Flugs war eine Verbindung zu diesem Blogartikel hergestellt (Lara Lor-Van, Supermans biologische Mutter vom Planeten Krypton, ist Bibliothekarin; ihre Aufgabe sind Pflege und Wartung der zentralen, kryptonischen Datenbanken zu Geschichte und Wissenschaft).
Der Boys‘Day soll Werbung für Berufe mit einem hohen Frauenanteil machen. In deutschen Bibliotheken liegt der Anteil der berufstätigen Frauen bei annähernd 75 Prozent (Quelle: Das Image von Bibliothekaren im Comic, Seite 50). Dementsprechend haben sich hiesige Bibliotheken für eine Teilnahme am Boys’Day qualifiziert. Gut so. Denn „Bibliothekar zu sein ist cool“ (Quelle: ebd., Seite 68). Was hierzulande jedoch weitestgehend unterzugehen scheint. Eine von der 1927 im schottischen Edinburgh gegründeten Internationalen Vereinigung bibliothekarischer Verbände und Einrichtungen (IFLA) in Auftrag gegebene Untersuchung benennt Möglichkeiten für das geringe Ansehen des Berufsstands. Dies sind, nur um ein paar Beispiele zu nennen: Frauen-Image (!), nachlassendes Leseinteresse der Bevölkerung, Unsichtbarkeit der bibliothekarischen Arbeit und eine klischeehafte Darstellung der Bibliothekar*innen. Apropos klischeehafte Darstellung. Meinungen sind ja wie Nägel: Je mehr auf sie eingeschlagen wird, desto tiefer dringen sie ein. Dabei [können] kulturelle Stereotype auch dynamisch sein […] und sich mit den gesellschaftlichen Veränderungen wandeln. Denn sowohl das Fernsehen als auch die Darstellung in der Literatur zeichnen ein mittlerweile diesbezüglich weitaus positiveres Bild unserer Spezies. Dies gilt insbesondere für die Comic-Welt. Dort sind wir hochangesehen und nehmen eine Schlüsselrolle als Vermittler ein.
Doch auch in der realen Welt wachsen Bibliothekar*innen mit ihren Aufgaben und werden zunehmend selbstbewusster. Die New-Jersey-State-Library in Trenton etwa bewirbt den Superhelden-Bibliothekar für ihre Dienste folgendermaßen: „Wie andere Superhelden auch ist der Super-Bibliothekar mächtig, kühn, hochtechnisiert und ein Problemlöser“ (Quelle: Das Image von Bibliothekaren im Comic, Seite 82“).
Steffen Sieboth