Oder: von elektonischen Akten, Paternostern und dem Abarbeiten der Löffelliste – ein mehrteiliger Blog von Karsten Fiebig zu einer unterhaltsamen Spendenaktion.
Im Treppenhaus
Samstagnacht. Ich haste völlig durchgeschwitzt durchs Treppenhaus der Asklepios-Klinik Goslar. Was war passiert? Ein Notfall? Zum Glück nicht. Aber warum rennen Männer sonst durch ein Kliniktreppenhaus? Richtig, eine Möglichkeit wäre, dass sie Vater werden. Aber mal im Ernst: mein Lieblingskleidungsstück ist gerade eine dunkelblaue Strickweste – und von da aus ist es nur noch ein Trippelschritt bis zur beigen Strickjacke, die in manchen Restaurants in Kombination mit der passenden Haarfarbe zum Bestellen eines Seniorentellers berechtigen. Außerdem bin ich schon dreifacher Vater und wenn ich an die erste Geburt zurückdenke und wie ich damals von der Hebamme eingespannt wurde: es gab einfach keine Absprache – vier Mütter wollten zur gleichen Zeit ihr Kind zur Welt bringen. Also wurden die Väter voll mit rangenommen. Es waren die 90-iger: bis dahin kannte man Geburten ja allenfalls aus der Schwarzwaldklinik – und von Blut war bei Oberschwester Hildegard und Professor Brinkmann doch nie die Rede. Und das Internet war damals noch in den Kinderschuhen …
Irgendwann gab es in den Nebenzimmern Komplikationen; zwei der drei anderen Väter waren umgekippt und unsere nette Hebamme hatte sich verabschiedet. Ich war schon erschreckend lange Zeit mit meiner Frau allein – also nicht, dass mich das sonst stören würde. Jedenfalls, als die Hebamme nach einer Ewigkeit wieder reinkam, hatte ich unseren Sohn schon gewaschen, gewogen, das Gewicht im Baby-Pass eingetragen und für den ersten Eindruck des Neugeborenen 11 von 10 Punkten vermerkt. Ein wenig väterlicher Stolz wird ja wohl erlaubt sein. Unsere Hebamme war ganz begeistert, so viel Unterstützung hätte sie bisher selten gehabt. Doch, genauso war das. Jedenfalls in meiner Erinnerung …
Tatsächlich stand am Wochenende des 27./28. September 2019 keine weitere Heldentat im Kreißsaal, sondern der erste 24-Stunden-Charity-Treppenhaus-Lauf der Asklepios-Klinik Goslar zugunsten sozialer Einrichtungen und von Jugendprojekten des MTV Goslar an. Von Freitag 17 Uhr bis zum Samstag 17 Uhr konnten sich Läufer im Halbstunden-Takt im Treppenhaus des Hauses Ost nach Herzenslust austoben. Mein Laufkumpel Thorsten, mit dem ich 2016 zusammen mit acht anderen Läufern zugunsten der Kinderkrebsstation Göttingen vom Timmendorfer Strand zum Nordkap gelaufen bin, ist mit dabei. Wir wollen abwechselnd von 5:30 Uhr bis 7:30 Uhr für den guten Zweck die Treppen hoch- und runterlaufen. Vom Laufteam InGo der Stadt Goslar sind Katrin und Stefan in der Zeit von 8:00 bis 9:00 Uhr mit von der Partie. Für Stefan sozusagen ein Heimspiel, der Lauf für den er jahrelang trainiert hat. Zur Anmeldung zur Veranstaltung schrieb er mir:
„Seit 10 Jahren regelmäßiges Training. Tagtäglich. Immer und immer wieder, auf und ab. Und endlich der Wettbewerb, auf den ich als Ehemann bestens vorbereitet bin. Meine Trainerin und ich wären gerne dabei.“ Und das Foto hat er dazu geschickt:
Fortsetzung folgt auf diesem Blog…