Heute früh, Dienst im MachMit!Haus. Kaum Platz genommen, herrscht ein reger Betrieb in der Fußgängerzone. Ich hatte ja jetzt schon öfter Gelegenheit Erfahrungen im Haus zu sammeln, aber heute fällt mir der rege Seniorenbetrieb besonders auf. Die auf Karten geschriebenen Bürgerideen sind ein Publikumsmagnet. Hier bleiben die Menschen stehen und lesen sich die handgeschriebenen Anmerkungen zu Goslar durch und beginnen zu diskutieren. Das sind immer gute Gelegenheiten, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. So auch mit dem älteren Ehepaar aus Lüneburg und dem älteren Herrn aus Zorge, Senioren eben, Menschen mit einer Menge Lebenserfahrung. Ich gehe aus dem Haus heraus und auf die Leute zu. Ich erkläre Ihnen die Idee des Hauses und zeige auf die Karten. Der Herr aus Zorge fängt sofort an auf die Karte mit dem „Besseres Internet“ zu zeigen. „Richtig, das muss heutzutage sein. Aber bei uns in Zorge gibt es erst gar keinen Internetzugang!“ Ich frage mich, ob er wirklich „gar keins“ oder „sehr langsam“ meint. Egal. Er findet es gut, dass man im Haus dazu Stellung nehmen kann. Das Ehepaar aus Lüneburg findet das MachMit!Haus ungewöhnlich, ein bisschen versteckt, aber auch gut. In Lüneburg gebe es so etwas nicht. Es stellt sich heraus, dass der Mann ein ehemaliger Kommunalbeamter ist. Er erzählt aus seinem Berufsleben und seiner -eher mäßigen- Erfahrung mit Bürgerbeteiligung – manche seiner Schilderungen kommen mir bekannt vor… Aus Kommunalschutzgründen kann ich da jetzt leider nicht näher drauf eingehen. Er hätte sich gern noch länger mit mir unterhalten, aber seine Frau muss leider weiter.
Kaum im Haus, kommen die beiden netten älteren Herren mit dem Hund. Durch die Einfachverglasung des Hauses höre ich „Richtig! Genau richtig! Schau Dir das hier an!“. Er zeigt auf die Karten. Ich also wieder auf, raus, Gespräch. Diesmal locke ich beide ins Haus. Sie erzählen mir, dass sie es „Klasse“ finden, dass man hier die Dinge loswerden kann. So mitten in der Stadt. Und das mit der fehlenden Sauberkeit ist auch genau ihr Thema. In der Bergstrasse. Und schließlich gehe es nicht nur um den eigenen Anspruch, in einer sauberen Stadt zu leben, sondern es sei ja auch ein schlechtes Bild für die vielen Touristen in der Stadt. So wolle man sich der Welt doch nicht präsentieren. Auf meine Frage, ob der „wilde Müll“ vielleicht mit fehlenden Abfallkörben zu tun habe, verneinen sie – die Menschen seien nach ihrer Beobachtung einfach zu sorglos. Bewusstsein schaffen, laute die Aufgabe.
Und dann kam da noch die „Jungseniorin“ (Sie möge es mir verzeihen, aber sonst passt hier meine Überschrift nicht). Sie verstehe das Haus nicht so ganz. Ich erkläre es ihr. Jetzt sprudelt es aus ihr raus: Ihr Mann spiele in einer Band. Und was wirklich ein Problem sei: Bezahlbare Übungsräume für Hobbymusiker. Er müsse mit seiner Band aufs Dorf, in einen eher mittelprächtiger Übungsraum, weil es hier in Goslar keine Möglichkeit geben würde. Da müsse man unbedingt etwas machen. Aber klar, viel kosten dürfe das nicht, schließlich verdienen Hobbymusiker in der Regel kein Geld. Ich habe es aufgeschrieben. Als sie raus geht, bekommt das Haus ein Lob: „Eine gute Sache“ sei das. Ich bedanke mich und finde das auch. Immer mehr.