Fortsetzung des Blogs vom 25.10.2019
Die Löffelliste
Wenn man erstmal ein gewisses Alter erreicht hat, beginnt man sich zu fragen: was hast du in deinem Leben schon erreicht – und fast genauso wichtig: was willst du noch in deiner Restlaufzeit erleben. Und dafür gibt es die Löffelliste. Die Liste mit den Sachen, die du noch machen oder erleben willst, bevor du den Löffel abgibst.
Was das Laufen betrifft gibt es bei mir Sachen, die vielleicht nie realisiert werden. An der Transvulcania teilnehmen. Bei einem 24-Stunden-Lauf einmal 160 Kilometer schaffen. Und daneben gibt es Dinge, die wahrscheinlich eher in Angriff genommen werden können: Ein Untertagemarathon. Oder eben ein Treppenlauf.
Vor ein paar Jahren habe ich gelesen, dass Treppenläufe einen Läufer mal so richtig nach vorne bringen würden. Zum Glück arbeite ich im Verwaltungsgebäude Wallstr. 1 B der Stadt Goslar – und da im zweiten Stock. Jeden Tag 78 Stufen. Im Rahmen des Gesundheitsmanagements gibt es bei uns auch keinen Fahrstuhl, alle Kollegen sind topfit. Also bin ich vor ein paar Jahren mal am Wochenende zur Arbeit gefahren und 60 Minuten die Treppen hoch- und runtergelaufen. Wichtig ist dabei, das Tageslicht zu nutzen. Läufst du im Dunkeln hast du zwei Möglichkeiten: entweder nimmst du die Stirnlampe oder du machst das Licht im Treppenhaus an. Beides nicht gut. Ich stelle mir das so vor:
Durch das flackernde Licht der Lauflampe könnte von außen der Eindruck entstehen, dass gerade über das Treppenhaus wichtige Ordner geklaut werden (in ein paar Jahren, wenn es nur noch die elektronische Akte gibt, wird diesen Satz übrigens keiner mehr verstehen). Und eh du dich versiehst steht die Polizei vor der Tür.
Fast noch schlimmer ist der Lauf, wenn du das Treppenhauslicht anmachst und jemand von außen beobachtet, wie du ständig die Treppe hoch- und runterhetzt. Wie eine Stubenfliege, die verzweifelt den Weg ins Freie sucht und doch immer nur gegen die Fensterscheibe klatscht. Dann steht ein Krankenwagen vor der Tür. Nach einer Stunde harten Trainings willst du eigentlich nur die Sportstätte verlassen und zwei kräftige Pfleger sagen dir, dass von jetzt an alles gut wird. Sie hätten etwas zur Beruhigung dabei und irgendwas erzählen sie dir von einer Jacke. Ich weiß auch nicht warum, aber da ich so fertig bin, meine ich mich beim Jackenthema beteiligen zu müssen und murmele etwas von dunkelblauen Strickwesten und beigen Strickjacken. Die netten Pfleger wiederum erklären, dass ihre Jacke blütenweiß sei und man die hinten zumachen könne. Angeblich trägt man das jetzt so in Paris. Obwohl ich wirklich völlig fertig bin, habe ich da doch meine Zweifel …
Also habe ich sicherheitshalber vor ein paar Jahren dann doch lieber das Tageslicht genutzt. Mag ja sein, dass ein Treppenläufe einen Läufer nach vorne bringen, aber wirklich Spaß hat mir das damals nicht gemacht und es ist absolut nicht vergleichbar mit einem normalen Lauf – selbst wenn da ordentlich Höhenmeter drin sind.
Das Wochenende vor dem Asklepios-Charity-Lauf wollte ich noch mal ein Gefühl für das Treppenlaufen bekommen und bin wieder an einem Samstag in unser Verwaltungsgebäude gefahren. Inzwischen habe ich ja doch einige Erfahrungen als Läufer gemacht und hatte die Hoffnung, dass mir das jetzt Spaß machen könnte und das vielleicht sogar zukünftig Abwechslung ins Training bringt.
Ernüchtert musste ich jedoch feststellen, dass Treppenlaufen noch übler ist, als ich es in Erinnerung hatte. Mal abwarten, wie das nächste Woche wird. Schließlich laufen wir ja für einen guten Zweck, das setzt ja dann noch mal Kräfte frei und eine gute Stimmung kann das übrige tun.
(Fortsetzung folgt)