Kommentierte_Linkliste_fur_Schulerinnen_und_Schuler_19.01.2021.pdf (274 KB)
Unwahrheit ist so einfach, Wahrheit so schwierig.
George Eliot
Als 1980 die renommierte amerikanische Tageszeitung The Washington Post ihre pulitzerpreisverdächtige Story über den achtjährigen Jimmy veröffentlichte, gab es den Begriff Fake News als solchen noch gar nicht.
Doch selbst der stellvertretende Chefredakteur Bob Woodward, der wenige Jahre zuvor den Watergate-Skandal aufspürte, ließ sich von der aufstrebenden und ehrgeizigen, jungen Journalistin Janet Cooke blenden und tappte in die Falle; nicht zuletzt unter anderem deshalb, weil er sowie das gesamte Team entgegen allen selbst auferlegten journalistischen Prinzipien handelte: Referenzen des Einstellungsschreibens wurden nicht überprüft, der Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen wurde nicht in Frage gestellt beziehungsweise Quellen nicht verifiziert.
Der Skandal par excellence erschütterte die US-amerikanische Medienlandschaft und zeigt: „Fake News sind deutlich älter als das Internet, und es gab sie lange vor Facebook oder Twitter.“
Janet Cooke brach später unter dem Druck zusammen, gestand unter Tränen und verschwand weitestgehend aus der Öffentlichkeit.
Letzteres ist heutzutage nur schwer vorstellbar. Denn das Internet vergisst nie, „für die Opfer gibt es kaum noch einen sicheren Ort, (…) böse Nachrichten erreichen (sie) überall und zu jeder Zeit“. Wobei die geltungssüchtige Journalistin natürlich nicht als Opfer herhalten kann – außer vielleicht als Opfer ihres eigenen Ehrgeizes.
Gerade in Zeiten wie diesen ist es so sehr wichtig, klar zwischen Wahrheit und Unwahrheit zu unterscheiden. Für viele jedoch wird das immer schwieriger, 2014 fiel selbst das Aushängeschild der ARD, die Tagesschau, auf ein falsches Video herein.
Regel Nummer eins sollte sein: Augen auf, Verstand an. Und nicht nur einer Quelle vertrauen und auch mal einen Blick in das Impressum einer Internetseite werfen. Ist ein Postfach im Ausland angegeben oder fehlt die Adresse sogar ganz, ist Vorsicht angeraten. Werden Nachrichten im exakt gleichen Wortlaut auf verschiedenen Seiten wiedergegeben, deutet dies auf unseriöses Copy & Paste hin. Ich persönlich rate meinen Kindern dann immer, andere Quellen zu verwenden, auch auf die Gefahr hin, mir einen despektierlichen Blick einzufangen. Und wenn ich dann auch noch mit einer Google-Bilder-Rückwärtssuche aufwarte, habe ich zumeist ganz verloren, aber als Bibliothekar kann und will ich zumeist nicht aus meiner Haut.
Sei’s drum.
Die diesem Beitrag wie auch den Suchmaschinenkunden vorangestellte, kommentierte Linkliste für Schüler*innen geht selbstverständlich auch diesem brisanten Thema nach und hat mit der Aufnahme der Fake-News-Suchmaschine Hoaxsearch.com oder dem Fake-Tutorial des Bayerischen Rundfunks prominente Neuzugänge erfahren.
Steffen Sieboth