In Krisen besinnt man sich oft auf wesentliche, vertraute Dinge. Manchmal macht es aber Sinn, sich auch mit neuen Dingen auseinanderzusetzen. So auch in der aktuellen Corona-Krise: Videokonferenz. Ein wunderbares Werkzeug, um sich mit Familienangehörigen, Arbeitskollegen, Freunden, Geschäftspartnern etc. Auge in Auge austauschen zu können. Vorteil: Auf Notebooks und PC ist grundsätzlich keine Softwareinstallation notwendig, es funktioniert mit WebRTC fähigen Internetbrowsern (Google Chrome, Firefox…)
Jitsi-Start
Wie startet man? Über die Jitsi Homepage https://jitsi.org/ auf den orange leuchtenden Button „Start a Call“ klicken. Unter „Start a new Meeting“ ein neues Meeting anlegen. Nicht zu fantasielos bei der Namenwahl sein (dazu später mehr) und „Go“ klicken. Danach ein Kennwort vergeben (empfehlenswert, siehe unten). Nach der Freigabe des Mikrofons und der Kamera ist der „Konferenzraum“ eingerichtet. Einfach einfach. Im unteren Bereich des Videokonferenzbereichs werden ein paar überschaubare Symbole zur Steuerung eingeblendet. Das war es. Jetzt muss man nur noch den Hyperlink für die Konferenz an seine Teilnehmer senden: Email, Whatsapp, SMS… Die Bildsteuerung übernimmt die Software: Derjenige der spricht, wird eingeblendet. Man kann auch seinen Bildschirm zeigen. Eine Bildschirmsteuerung wie bei einem Fernwartungstool (z. B. Teamviewer) ist meines Wissens Stand heute aber nicht möglich.
Für die „Mobile Devices Fraktion“ (SmartPhones und Tablets): In den jeweiligen App-Stores steht die Jitsi-Meet App zur Installation zur Verfügung.
Jitsi hat auch schon einige Integrationen in andere Werkzeuge, wie das Social Intranet humhub, Slack usw. In diesen Umgebungen kann man die Videokonferenz noch einfacher starten. Und einen eigenen Jitsi Server kann man auch installieren, muss also nicht zwangsweise in die Cloud.
Erfahrungen…
Meine ersten Erfahrungen mit Jitsi haben mich ein wenig irritiert. Ich hatte Abends beim Fernsehen, neben meiner Frau sitzend, einen Meetingraum mit dem etwas fantasielosen Namen „Test“ eingerichtet. Und es kam keine Kennwortabfrage. Warum auch immer. Jedenfalls schaute ich mir in meinem Konferenzraum direkt ins Gesicht (ich war ja der einzige Teilnehmer…), als plötzlich von rechts eine nette, junge, nicht ganz unattraktiv aussehende junge Dame ins Bild kam. Meine Frau nutzte meinen Überraschungsmoment sofort aus und fragte, wer das denn wohl sei? Meine wahrheitsgetreue Antwort, ich wisse es nicht, hat sie nicht wirklich überzeugt. Gut, im Schreckmoment habe ich die Sitzung sofort beendet und habe mich gefragt, wie das wohl sein konnte…
Mein zweiter Versuch am nächsten Tag, diesmal ein Test mit meinen Kollegen, brachte ein ähnliches Ergebnis – wieder war ein mir nicht bekannter Teilnehmer, optisch männlich und weitaus weniger ansprechend als meine erste Erfahrung, in meinem Raum. Ich hatte immer noch keine wirkliche Erklärung.
Und gestern Abend hatte ich die Erleuchtung und wirklich unterhaltsame 10 Minuten. Versuch der Dritte: „Test“-Konferenzraum, diesmal mit 8 mir unbekannten Teilnehmern. Da ich wissen wollte, ob es auf dem iPad auch mit dem Safari Browser funktioniert (tut es nicht, dafür braucht es die App), funktionierte mein Mikro und meine Kamera nicht. Dafür konnte ich die anderen Teilnehmer schön beobachten und zuhören: Helmut mit seinen Kindern („Äh, da bin ich ja! Ja und jetzt?“), gefühlt ein Mexikaner, Spanier, Russe… es war auf jeden Fall ein internationales Durcheinander. Und nun wusste ich warum: Alle Teilnehmer in dem Raum waren offensichtlich ähnlich fantasielos wie ich und haben „Test“ als Raumbezeichnung gewählt! Vielleicht noch ein Fehler in der Software, als ich heute nochmal mit Test arbeiten wollte, kam unmittelbar danach ein Feld mit der Aufforderung zur Kennworteingabe. Aber egal wie: Ein wirklich gutes Werkzeug. Kann man mal nutzen. Insbesondere in Zeiten wie diesen.
Übrigens: Die jungen Leute sind da schon wieder 1 Schritt voraus. Die nutzen seit einiger Zeit die App „Houseparty“ – die machen einfach. Aber ich bin aus dem Partyalter leider raus…