Gestern. Um 15:00 Uhr rum. Vor dem Haus bleibt eine vielleicht 80-jährige Frau mit ihrem Rollator stehen und schaut auf die Monitore. Sie geht den Kopf nach unten gerichtet weiter, hält wieder kurz an, schaut neugierig ins Haus. Verharrt einen kurzen Moment mit ihrem Blick ins Haus und geht -den Kopf auf die Straße gerichtet- weiter zu dem Schaufenster mit den Bürgerideen. Bleibt wieder stehen. Ich nutze die Gelegenheit und gehe raus und versuche mit ihr ins Gespräch zu kommen. Ich erkläre ihr, dass das Haus auf Initiative der Stadtverwaltung als MachMit!Haus hergerichtet wurde, um die Bürger zu informieren und ins Gespräch zu kommen. So wie mit ihr.
Wir schauen auf die Bürgerideen im Schaufenster und ich frage sie, ob sie auch eine „Idee“ oder „Anmerkung“ habe. Sie schaut ein wenig verständnislos, schüttelt den Kopf. Ich frage sie, ob sie es schön findet, hier in Goslar. Sie denkt kurz nach. Sie erzählt mir, dass Sie erst seit 4 Jahren in Goslar wohnt, ihre Tochter wohne auch hier. Vorher habe sie in Ebersberg gelebt. Kurzer Seufzer. Dort fand sie es sehr sauber. Sauberer als hier und schaut auf die Straße. Nun schaue ich ein wenig verständnislos… Ich folge ihrem Bick, erhasche immer mehr weiße Flecken auf dem Straßenboden und denke mir „den Eindruck, es sei unsauber, kann man vielleicht doch schon haben“. Habe ich so „intensiv“ noch nicht wahrgenommen, wie in dem Moment. Fehlt mir der Blick dafür? Auf alle Fälle hat sie durch den Rollator einen intensiveren Blick für die Straße als ich. Ihr Kopf ist immer auf die Straße gerichtet. Da hat sie deutlich mehr „Erfahrung“ als meine Wenigkeit. Nicht das ich achtlos durch die Straßen gehe, aber eher „oberflächlich“. Plötzlich wird mir bewusst: Sie hat ja doch eine Anmerkung – „Mehr Sauberkeit“. Hab es im Kopf, schreibe es für Sie auf die Karte und hänge es ins Schaufenster. Sie ist währenddessen schon weiter mit ihrem Rollator. Trotzdem – vielen Dank.
Später denke ich noch einmal über die Situation nach. Neulich mit meiner kleinen Tochter am Marktkauf. Wir fahren die Ausfahrt vom Parkplatz in Richtung Expert an den Bahnschienen entlang. Meine Tochter sagt „Schau Dir mal den ganzen Müll auf dem Rasen und im Gebüsch an!“. Ich schaue und tatsächlich – gefühlt eine einzige Müllhalde. Was machen wir hier eigentlich mit dieser Welt? Und dann jagt ein Gedanke den nächsten, jetzt zeigt das MachMit!Haus „seinen Sinn“: Am 30. März findet die jährliche Müllsammelaktion statt. Bürger gehen in die Stadt und sammeln wilden Müll. Ich schaue mir die Homepage zur Sammelaktion an. Man kann sich telefonisch oder per Email melden. Ich denke mir „bestimmt richtig Aufwand, das zu organisieren“. Vielleicht kann „Digitalisierung“ dazu beitragen, diese Aktion in der Organisation einfacher für alle zu machen. Klar, am Ende bleibt das –vielleicht auch schweißtreibende- Müllsammeln. Mit anderen gemeinsam Arbeiten. Die Welt verbessern. Aber das ist doch schön. Und vielleicht kann Digitalisierung für die Kommunikation, neben Social Media wie Facebook, Whatsapp & Co, auch bedeuten, dass wir mehr wertvolle gemeinsame Zeit verbringen können. Wenn wir es richtig einsetzen. Also: Anmelden zur Müllsammelaktion und mitmachen! Dieses Jahr nochmal telefonisch oder per Email. Aber wer weiß. Nächstes Jahr vielleicht schon technisch optimiert…