Auf der Löffelliste, über die ich beim Treppenhauslauf der Asklepiosklinik berichtet hatte, steht bei meinem Lauffreund Jörg eine „Haustürrunde“ ganz oben. Zwei Mal hat er es schon alleine versucht und hat es leider nicht ganz geschafft, die etwa 75 km lange Strecke zurückzulegen. Der Plan ist, zusammen mit einem weiteren Läufer, Artur, von Barsinghausen, oder genauer gesagt dem Stadtteil Hohenbostel aus, um das Steinhuder Meer zu laufen und dann zurück. Start und Ziel sind jeweils Jörg´s Haustür. Abrunden soll den Tag dann ein Besuch bei seinem Lieblingsgriechen in Hohenbostel, für den Abend ist sogar griechische Live-Musik im Restaurant Kreta bei Kosta angesagt. Ich stelle mir das spannend vor, 75 km in den Beinen und danach einen Sirtaki – wir werden im Ort bestimmt Geschichte schreiben, als die schlechtesten Tänzer aller Zeiten …
Am Tag vor dem Lauf ist Jörg einen Teil der Strecke schon mal mit seinem Sohn Linus abgelaufen und hat über WhatsApp ein Bild geschickt, auf dem ein schon arg zerfahrener Weg zu sehen ist. Auf meine Antwort, dass wir wohl den Rübenschnellweg entlanglaufen, meinte Artur: Dann unterzuckern wir wenigstens unterwegs nicht. Das erzeugt gleich wieder Bilder in meinem Kopf: wir drei, mit Erdklumpen im Mundwinkel, aber satt und zufrieden. Wir werden morgen wieder eine Menge Spaß haben.
Dafür, dass wir unterwegs tatsächlich nicht unterzuckern, sorgen allerdings unsere Frauen und Jörg´s Sohn Linus. Die vier werden zu schon vorher festgelegten Plätzen mit dem Auto vorausfahren und auf uns warten, was sehr angenehm ist, denn wir benötigen an dem Tag keinen Laufrucksack. Diana und Jörg haben an alles gedacht, sogar Glückskekse gab es zwischendurch, sodass ja von der Seite schon mal gar nichts schiefgehen konnte …
Statt einer Umlage werden Diana und Jörg am Ende des Laufes ein Sparschwein auf den Tisch stellen und bitten, dieses zu füttern. Dazu später mehr.

Nach einer letzten Tasse Kaffee ziehen wir um kurz vor acht Uhr die Haustür zu und machen uns auf den Weg. Schon bald kann man die Abraumhalde des Salzbergwerkes Sigmundshall in der Entfernung sehen. Jörg gibt uns die Information, dass wir dort direkt vorbeilaufen. Vielleicht sieht es ja im fahlen Morgenlicht einfach weiter entfernt aus, als es tatsächlich ist, rede ich mir ein. Artur lässt sich gar nichts anmerken. Ich glaube, wenn Jörg vage in eine Richtung gezeigt und gesagt hätte „Jungs, Planänderung. Steinhuder Meer ist ja ganz nett, aber wir laufen heute zur Nordsee durch“, hätte Artur wahrscheinlich nur mit der Schulter gezuckt und gefragt: „Wissen unsere Frauen auch bescheid?“
Fortsetzung folgt …