Man kann sagen, dass die Strecke dreigeteilt ist: erstmal von Hohenbostel zum Steinhuder Meer, dort ist dann auch nach 22 km der erste Verpflegungspunkt ausgemacht. Dann geht es ums Steinhuder Meer, hier sind zwei Stopps geplant. Die etwa 30 km ums Meer wird uns auch Artur´s Frau Anja laufend begleiten. Für den Endspurt wieder zurück nach Hohenbostel werden wir dann eine etwas andere Strecke als am Morgen wählen, hier wäre dann noch eine Strecke von etwa 23 km zu Laufen. Vom Wetter her haben wir wirklich Glück, es ist zwar stürmisch, aber vom angesagten Regen bleiben wir den ganzen Tag verschont.
Nachdem der „Rübenschnellweg“ passiert ist, geht es am Mittellandkanal entlang. Als wir nach etwa zwei Stunden an der Abraumhalde des Kailbergwerks Sigmundshall ankommen, sind wir beeindruckt von der teilweise echt steil aufragenden und 160 Meter hohen Erhebung. Von den hier lebenden Menschen wird dieser liebevoll „Kalimandscharo“ genannt, hat das Bergwerk doch bis zu 750 Menschen Arbeit gegeben. Und mit der weißen Spitze sieht er mit ein bisschen Fantasie tatsächlich wie ein Berg im Hochgebirge aus. Wie ich später lesen werde, blicken die Segler vom Steinhuder Meer morgens auf den Kalimandscharo. Wenn der Berg leuchtet, wird das Wetter den ganzen Tag gut …
Nach 22 Kilometern erreichen wir das Steinhuder Meer und genießen das zweite Frühstück. Dabei wird festgestellt, dass Artur im Gegensatz zu seinen beiden Mitläufern noch nicht mal ins Schwitzen gekommen ist, worauf er ganz trocken (das Wort hat hier übrigens zwei Bedeutungen …) antwortet: „Doch, doch, ich schwitze schon, aber vornehm …“
Um das Steinhuder Meer ist Anja mit von der Partie. Anja und Artur sind vor ein paar Monaten schon einmal mit der InGo-Laufgruppe der Stadt Goslar um das Steinhuder Meer gelaufen, von daher wissen die beiden, dass man kaum Wasser sieht, wenn man hier herumläuft. Aus Naturschutzgründen geht der Weg weiträumig ums Meer, von Zeit zu Zeit gibt es Aussichtspunkte, wenn die Sehnsucht nach Wasser einfach zu groß ist. Zur Mittagszeit beim nächsten Stopp gibt es sogar Nudeln in Tomatensauce, unglaublich, was Diana und Jörg hier auffahren und wie viele Stunden sie gestern schon mit den Vorbereitungen verbracht haben müssen, ihr seid echt Klasse!
Einen letzten Stopp gibt es dann, als wir einmal um das Steinhuder Meer gelaufen sind und es wieder Richtung Hohenbostel gehen soll. Hier heißt es Energie für die letzten 23 km aufzunehmen.
Bei Jörg fangen jetzt leider die Probleme mit seinem rechten Knie an. Zwischendurch läuft er ein bisschen unrund. Aber gemäß dem alten Ultramarathonspruch: „Geht es dir bei einem Ultra mal zwischendurch richtig gut: keine Sorge, dass geht vorbei …“ beißt er sich weiter durch, denn oft genug ist es auch umgekehrt und man kann die Schmerzen wieder rauslaufen.
Kurz bevor wir wieder den Kalimandscharo erreichen, erkennen wir mitten im Feld eine größere Ansammlung von Menschen, die eine Menge Spaß zu haben scheinen. Als wir näher kommen sehen wir, dass hier geboßelt wird. Oder besser gesagt wurde, das hier ist gerade die Nachbesprechung, denn die Bänke hier mitten in der Feldmark sind voll besetzt und die Tische gedeckt.
Mit großem Hallo werden wir begrüßt und gefragt, ob wir nicht ein Bier mittrinken wollten. Na – und ob wir wollten. „Wo seid ihr losgelaufen, wo wollt ihr noch hin!?“ Keine Ahnung, ob die lustige Truppe uns ein Wort geglaubt hatte, aber sie hielten uns glaube ich trotzdem für ganz nette Kerle und so gab es zum Bier auch noch einen Kümmerling. Und das nächste Bier und den nächsten Kümmerling gab es mit dem schon so oft gehörten Spruch „Auf einem Bein kann man doch nicht stehen!“ Ich sag´ mal, wenn du den ganzen Tag läufst, machst du eigentlich nichts anderes als abwechselnd auf einem Bein zu stehen – so gesehen zumindest diskussionswürdig. Natürlich haben wir nicht diskutiert sondern nochmal auf das Wohl dieser netten Boßeltruppe angestoßen.
(Fortsetzung folgt …)