Der Elektrostammtisch hat sich am Mittwochabend um 18:30 wieder getroffen. 12 Teilnehmer an der Zahl. Diesmal einige neue Gesichter, einige alte Gesichter konnten leider nicht, sonst wäre die Hütte wohl richtig voll gewesen. Das Motto lautete „Wo fehlt der Saft?“ Aber am Ende der Sitzung war klar, man hätte auch fragen können „Wo fehlt der Saft eigentlich nicht?“ Das wäre schneller zu beantworten gewesen…

Also hat der Stammtisch nichts gebracht? Weit gefehlt. Ich war ein stiller Zuhörer, aber insbesondere die Teilnahme der Fachleute aus dem Tiefbaubereich der Stadtverwaltung und von der HarzEnergie empfand ich richtig gut. Beide Fachleute konnten ihre Sichtweise und Argumente in die Diskussion mit einbringen und den einen oder anderen dazu bringen, auch mal die andere Seite gedanklich zu verarbeiten. Oder aber auch die Praxisprobleme zum Aufbau einer E-Ladeinfrastruktur, aus erster Hand zu hören.
Die Probleme sind vielfältig, aber ganz vorneweg -> es rechnet sich einfach noch nicht. Die aktuellen Ladestationen werden jetzt zwar sehr intensiv genutzt, die Teilnehmer haben einstimmig von Überbelegungen erzählt. Insbesondere -und hier gab es ein dickes Lob- die sehr gut funktionierende Ladestation der HarzEnergie an der Volksbank in Goslar, sei oft überlagert. Ja gut, wahrscheinlich weil sie so gut funktioniert… „Nein, auch die anderen Ladestationen“, beteuern alle und erhalten Zuspruch von den Fachleuten. Der HarzEnergie Vertreter sagte, er könne dies auch deutlich an den Verbrauchszahlen ablesen.
Viel Potential an „guten Ladestationen“ wäre aber auch noch bei den Lebensmittelhändlern. Einkaufen gehen und währenddessen das E-Mobil laden – finden alle gut. Aber die Ladestationen an den Märkten seien eher durchwachsen. Mit denen mal „gemeinsame Sache“ machen, wäre eine Möglichkeit.
Wie es denn mit dem Ausbau dann aber weitergehen solle, wenn auf der einen Seite Unwirtschaftlichkeit stehe und auf der anderen Seite der Bedarf aufgrund von steigender Nutzung aber deutlich zunehme? Ein paar weitere seien schon in Planung, berichten die Experten. Aber es sei einfach so, dass die Menschen eine Lademöglichkeit zuhause erwarten würden. Ohne es deutlich auszusprechen, sieht die HarzEnergie also das wirtschaftliche Potential in den vielen Garagen bei den Eigenheimbesitzern. Das klingt im ersten Moment plausibel. Worauf sich aber gleich die Bewohner von Mehrfamilienhäusern und einer „Garage unter freiem Himmel“ melden und dagegen argumentieren. Sie hätten am Straßenrand keine Möglichkeit, sich einen Stromanschluss legen zu lassen. Ob denn nicht die Straßenlaternen zur multifunktionalen Laternen-Ladestation umgerüstet werden könnten? Da meldet sich der Tiefbauexperte: Das scheitere an der Stromzufuhr, denn die sei nur nachts anliegend. Tagsüber liege kein Strom an. Na, aber immerhin nachts wäre doch auch schon etwas. Nein, erwidert der HarzEnergie Experte, die Kabeldurchmesser der Straßenlaternen seien in Goslar grundsätzlich nicht für solche Belastungen ausgelegt. Dies treffe übrigens auch für viele Kabelwege in Eigenheimen zu, die eigentlich nur als „Notladestation“ bezeichnet und betrieben werden dürften – was viele einfach nicht wissen würden. Und so geben sich Fragen, Wünsche, Vorschläge, Gegenargumente ein Reges hin und her. Ich frage mich still und leise, warum bei unseren niederländischen Nachbarn „in jeder Straße“ Ladestationen vorhanden sind, wie mir ein guter Freund und Niederlandenurlauber immer berichtet. Können die zaubern?
„Ein Knigge für Ladeverhalten – Benimmregeln“ die seien auch für E-Mobilisten notwendig. Manche würden schon mal stundenlang eine Schnell-Ladestation belegen. Das sei bei der knappen Ressource unfair den anderen gegenüber. Der KGGG – Kreative Gastgeber Giovanni Graziano zaubert da die „Lade-und Parkdauerscheibe zum Selberbasteln“ aus dem Ärmel. „Wir können ja doch wie die Niederländer zaubern“, denke ich mir. Für alle Teilnehmer als Geschenk. Originell. Sie soll den anderen Ladebedürftigen signalisieren, wie lange man gedenkt, die Ladestation zu belegen. Coole Idee. Die von dem Fachmann der Stadt gleich wieder in die Verwaltungsrealität zurückgeholt wird… Zu nah an der blauen Parkscheibe, das könne Ärger geben. Sind diese Rechtsverdreher farbenblind? Es sei ja nicht seine Rechtsvorschrift. Mit geringen Änderungen, aber sicherlich machbar, lenkt er ein.

Ein sehr nettes Wohnmobilisten Ehepaar hatte am Nachmittag das MachMit!Haus besucht und wurde von mir für den Workshop am Abend „aquiriert“. Ob man nicht Synergien am Standort Füllekuhle für Wohnmobilisten und Lademöglichkeiten für E-Mobilisten herstellen könne. Der Standort müsse in der Infrastruktur für die Wohnmobilisten ohnehin deutlich aufgebessert werden – 2 Fliegen mit einer Klappe, sozusagen. Die Experten wussten zu berichten, dass die Pflege der Infrastruktur am Standort Füllekuhle nicht „mehr zu finanzieren gewesen sei“. Aber es sei doch bekannt, kommt da das Gegenargument, dass der Wohnmobiltourismus die kommenden Jahre noch deutlich zunehmen werde und Goslar nach Erfahrung des Ehepaars mittlerweile überhaupt keinen Infrastruktur-Reiz für Wohnmobilisten anbieten würde. Obwohl die Stadt ja vom Tourismus leben würde. Das wären dann ja schon 3 Fliegen mit einer Klappe… E-Mobilisten, Wohnmobilisten und der Tourismus.
Was bleibt am Ende? Es wird klar, dass wohl „Synergie und Kooperation“ der Schlüssel zu einer besseren Infrastruktur sein werden. An dem Thema dran bleiben, das wird Giovanni Graziano. Eine Arbeitsgruppe aus dem Stammtisch gründen, das sei das Ziel. Mit Wirtschaft, Politik und Verwaltung die Synergien und Kooperationen heben. Vielleicht können wir in Goslar dann gemeinsam so gut „zaubern“ wie unsere Nachbarn in den Niederlanden.